Eine kleine Schar gönnte sich Ende Mai den Luxus, eine gute Stunde lang zuzuhören, hinzuhören auf die Lyrik von Hans Radl (Maturajahrgang 1961), unterstützt von Waltraut Wachter-Hammer, und auf den dynamischen „Kammer-Jazz“ des Thilo Seevers Ensembles. Die drei Musiker der Kunst Universität Graz lieferten klang- und schwungvollen, lebendig-mitreißenden Jazz vom Feinsten.
Klangvoll sind auch die in Doppelconference dargebotenen Gedichte, aber verhaltener im Sinne von Anklingen, Mitklingen; sowohl sprachlich im Spiel der hellen und dunklen Vokale als auch in seiner sozialkritischen Grundhaltung. Vom „Recht, auf Grenzen zu pochen“ zum „Einordnen … in Waggons“ ist ein kleiner Schritt. Vor achtzig Jahren waren es Sträflingszüge, heute sind es Flüchtlingszüge; glücklicherweise ist das Ziel ein völlig anderes geworden.
Ein Zuhörer verglich Radls Gedichte mit der Lyrik Erich Frieds, und ein schöneres Kompliment lässt sich kaum denken. Jedenfalls, wer Musik und Lyrik liebt und nicht dabei war, hat etwas versäumt.