Die Slam-Poetin und Kabarettistin Lisa Eckhart (MJ 2009) hat mit ihrem im Sommer erschienen Erstlingsroman „Omama“ einen Riesenerfolg gelandet, den sie zu einem guten Teil ihrer großen Präsenz in praktisch allen deutschsprachigen Medien verdankt. Als sie nämlich zum Literaturwettbewerb um den Hamburger Kühne-Preis eingeladen war, warf man ihr Antisemitismus vor. Aus Angst vor „Antifa-Ausschreitungen“ wurde sie wieder ausgeladen, dann wegen einer Welle von Pro-Eckhart-Reaktionen doch wieder eingeladen, zu guter Letzt hat sie selber abgesagt. Ihr Erfolg war so durchschlagend, dass sie gerüchteweise schon einen Vertrag mit dem „Playboy“ in der Tasche hat.
Eckharts Texte sind Satiren, sie verwenden das uralte Stilmittel der Verspottung durch Übertreibung und entlarven (Vor-)Urteile und Klischees, indem sie sie ad absurdum führen. Sie verwenden eine hochgestochene Sprache voller literarischer Stilmittel, Anspielungen und Wortspiele kontrastiv garniert mit vulgären Ausdrücken. Beispielhaft dafür das zweite Kabarettprogramm, „Die Vorteile des Lasters“; es analysiert satirisch die sieben klassischen Laster oder Hauptsünden. In ihrem Roman „Omama“ nun zeichnet und überzeichnet Lisa Eckhart ein satirisches Porträt ihrer Großmutter und des steirischen Ortes, in dem sie aufgewachsen ist. Sie persifliert auf diese Weise alles, was ihr über den Weg läuft: von den zwei ‚begluckenden‘ Großmüttern im großartigen Prolog bis zum Dorftrinker, der mit Schnaps das brennende Feuerwehrhaus zu löschen versucht.
Auch vor sich selbst macht Eckhart nicht Halt, wenn sie sich mit dem größten Diktator österreichischer Herkunft auf dieselbe Stufe stellt: „Sie jubeln mir zu, diese Deutschen! Einer an Kunstschulen abgelehnten, grantelnden Österreicherin. Sie lernen nicht dazu!“ Das Schlusswort hat Andrea Schurian*: Ja, diese Lisa Eckhart ist speziell. Und „Omama“ ein ziemlich fetziger Roman, der den Kühne-Preis verdient hätte.
Quellen: A.-M. Wallner, K.-P., Th. Maurer, A. Schurian* (Die Presse, 13./12./11.8.2020) Fotos: Die Presse, youtube.com / Text: Harald Fest